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Por­tu­gals See­le – See­le "der Portugiesen"?

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Ein Gast­bei­trag von Wolf­gang Zimber

Wenn ich aus mei­ner per­sön­li­chen Erfah­rung ande­re Län­der und deren Men­schen mit Por­tu­gal und sei­nen Men­schen ver­glei­che, dann kom­me ich zu dem Ergeb­nis, dass es ganz sicher eine unver­wech­sel­ba­re "por­tu­gie­si­sche See­le" gibt.

Und jeder wird mir zustim­men, dass es auch unter den süd­eu­ro­päi­schen Völ­kern, die vie­les gemein­sam haben, den­noch prä­gnan­te Unter­schie­de gibt.

Die Por­tu­gie­si­sche See­le ist mei­ner Ansicht nach geprägt von:

Der fas­zi­nie­ren­den Geschich­te Por­tu­gals. Der Auf­stieg zur gro­ßen See­fah­rer­na­ti­on bis zur Welt­macht im 16. Jahr­hun­dert mit allen wun­der­ba­ren und häss­li­chen Facet­ten. Danach der lang­sa­me und lan­ge Nie­der­gang, der Ver­lust der Kolo­nien, das Ende der Groß­macht­träu­me, die blei­er­ne Zeit des Sala­zar-Regimes mit der Iso­la­ti­on vom Rest Euro­pas. Dann neue Hoff­nung durch die Nel­ken­re­vo­lu­ti­on 1974 mit 10 wir­ren Jah­ren. Der Ein­tritt in die Euro­päi­sche Gemein­schaft in den 80er Jah­ren ver­sprach bes­se­re und sta­bi­le­re Zei­ten, bis ca. 2008 / 2009 ging es wirt­schaft­lich berg­auf. Danach brach­te die inter­na­tio­na­le Ban­ken- und Finanz­kri­se den Staat Por­tu­gal und sei­ne Bür­ger in extre­me Schwie­rig­kei­ten, die, wie wir wis­sen, bis heu­te anhalten.

Die­se ein­zig­ar­ti­ge Geschich­te hat sich im kol­lek­ti­ven Gedächt­nis der Por­tu­gie­sen tief verankert.

Und obwohl mal ein Por­tu­gie­se gesagt hat: "Wir sind ein glück­li­ches Volk, denn wir haben unse­re Geschich­te schon hin­ter uns…", wird es natür­lich wei­ter­ge­hen, irgendwie.

- Der geo­gra­fi­schen Rand­la­ge in Euro­pa, mit dem Rücken zu Spa­ni­en, den Blick stets auf den Atlan­tik gerichtet

- Der groß­ar­ti­gen Kul­tur (Lite­ra­tur, Male­rei, Bau­kunst, Musik in Form des ein­zig­ar­ti­gen Fado)

Nir­gend­wo sonst in Euro­pa hät­te "Das Buch der Unru­he" von Fer­nan­do Pes­soa ent­ste­hen kön­nen, mit den fas­zi­nie­ren­den Träu­men in der Figur des Hilfs­buch­hal­ters Soares.

Und wer kann sich dem tie­fen Gefühl des Fado ent­zie­hen. Trau­rig und glück­se­lig inner­halb eines Liedes.

Wer ein­mal "Uma Casa Por­tu­gue­sa fica bem…" (allein oder in fröh­li­cher Run­de) gehört oder gar mit­ge­sun­gen hat, der hat ganz tief in die por­tu­gie­si­sche See­le geschaut.

- Der sanf­ten Spra­che, die von allen roma­ni­schen Spra­chen mei­ner Ansicht nach die größ­te pho­ne­mi­sche Viel­falt besitzt.

- Der wun­der­schö­nen Land­schaft und Natur auf kleins­tem Raum, von den Mon­tan­has im Nor­den bis zu den Pla­ni­ci­es im Alen­te­jo, vom her­be-schö­nen Tras-os-Mon­tes bis zum grün, grü­ner am grüns­ten Minho.

Vom Dou­ro, Fluss des Port­weins bis zum Tejo. Von der Ser­ra Est­re­la bis zur Ser­ra Mon­chi­que.

Und letzt­lich als Ver­hei­ßung des Südens die son­ni­ge Algar­ve mit einer der schöns­ten Küs­ten, die Euro­pa zu bie­ten hat.

Por­tu­gal – der Gar­ten Euro­pas. Auch im Klei­nen. Wo sonst wer­den das Gärt­lein, die Topf­pflan­zen, sei es auf dem Bal­kon oder vor dem kleins­ten Haus so lie­be­voll gepflegt. Geh nach Cas­te­lo de Vide, Pon­te de Lima, Mon­chi­que und Du weißt was ich meine.

- Den Sit­ten, Gebräu­chen und fröh­li­chen Volks­fes­ten. Por­tu­gal galt frü­her (und weit­ge­hend auch heu­te noch) als das Land der guten Sitten.

Nie­mals wirst Du in Ita­li­en oder Frank­reich einen ver­gleich­ba­ren fast gehauch­ten Aus­druck wie "Com Lice­n­ça" hören, der alle Türen öffnet.

- Dem schmack­haf­ten Essen, den herr­li­chen Früch­ten und den, auf Grund sehr vie­ler auto­ch­to­nen Reb­sor­ten, in Euro­pa ein­zig­ar­ti­gen Wei­nen, gip­felnd in den feins­ten Vin­hos do Por­to, die man nicht kopie­ren kann.

Die­se bestimmt unvoll­stän­di­ge Auf­zäh­lung ver­ei­nigt sich in den Men­schen Por­tu­gals zu einem Gesamt­kunst­werk, der "por­tu­gie­si­schen Seele".

Bei mir ist es so, dass ich bei mei­ner ers­ten Rei­se nach und durch Por­tu­gal ganz tief im Her­zen fühlte:

Das ist das Land, wonach ich mich immer gesehnt habe – vor allem wegen die­ser "por­tu­gie­si­schen Seele".

Als Deut­scher bin ich kein Por­tu­gie­se, wer­de und kann auch nie einer sein, ganz klar.

Ich bin glück­lich in mei­nem eige­nen Land, wel­ches in jeder Bezie­hung viel zu bie­ten hat.

Aber die See­len­ver­wand­schaft zu Por­tu­gal ist mani­fest und sie wird blei­ben, da lege ich die Hand aufs Herz.

ahr
"Alt­her­rem­run­de" – Ein Foto von Isa­bell Bär­wolf.
Alte Rech­te blei­ben ihr vorbehalten.

Die Redak­ti­on dankt Isa­bell Bär­wolf und Wolf­gang Zimber!

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0 Gedanken zu „Por­tu­gals See­le – See­le "der Portugiesen"?

  • Anna

    Sehr gute Beschrei­bung und ein wun­der­ba­res Bild! Vie­len Dank!

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