Keine Schönfärberei
Am liebsten präsentieren wir Ihnen auf unserem Blog "Algarve für Entdecker" Themen und Perspektiven, die wir für besonders authentisch, wertvoll oder in anderer Art bemerkenswert halten. Manchmal begegnen uns bei unseren Recherchen allerdings auch Geschichten, die uns eher fragwürdig vorkommen. Oft ignorieren wir diese – wir müssen nicht alles, was uns begegnet, schön finden.
Aber vereinzelt gibt es auch Phänomene in der Welt des Tourismus der Algarve, die bei mir einen derartigen Widerwillen auslösen, dass ich diesen nicht ganz verhehlen kann.
Protz und Prunk
So eine Geschichte verirrte sich vor einigen Tagen in meinen digitalen Eingangskorb. Diese möchte ich Ihnen nicht vorenthalten.
Unter dem Titel "Parade der Sterneköche an der Algarve" bewirbt eine PR-Agentur eine Folge von Events, die in einem der teuersten Resorts der Algarve stattfinden werden.
Ich zitiere auszugsweise:
"Ein Hauch von Familientreffen wird über der Algarve liegen, wenn sich vom 6. bis zum 10. Mai Sterneköche und Spitzenwinzer aus Portugal und ganz Europa versammeln, um bei der zweiten "Fine Wines & Foods Fair" die Gäste des Luxusresorts Vila Vita Parc kulinarisch zu verwöhnen. …"
Es folgt eine Auflistung von Koch-Stars aus ganz Europa mit ihren Guide Michelin-Sternen – einen portugiesischen Koch habe ich vergeblich gesucht.
Etwas mehr "Butter bei die Fische" folgt dann prompt:
!… Der Preis für die vier Dinner-Abende beträgt für das 5‑Gänge-Menü inklusive Weinbegleitung jeweils 295 Euro pro Person, für die Küchenparty inklusive aller Gerichte und Weine, der Nutzung einer Zigarren- und Schokoladen-Lounge und einer Gin-After-Party 225 Euro pro Person. Zudem bietet das Hotel attraktive Arrangements mit Champagner-Empfang, Übernachtung und Gourmet-Frühstück am folgenden Morgen an. …"
Mehr von der Sternen-Parade erspare ich Ihnen.
Nicht angemessen
Nein, mich stören gastronomische Veranstaltungen auf hohem Qualitätsniveau ganz und gar nicht – im Gegenteil. Und selbstverständlich muss gute Qualität auch ihren Preis haben. Selbst Exklusivität bei Resorts fände ich per se zumindest tolerabel.
Aber die Kombination, die die Veranstalter hier zusammengefügt haben, wirkt dekadent und abstoßend. Von "Familientreffen" keine Spur. Hier trifft sich nur Geld. Und mit Portugal oder der Algarve hat diese Veranstaltung nichts zu tun – außer dass sie dort stattfindet. Deshalb wirkt sie wie ein Fremdkörper.
Das Durchschnittsgehalt in Portugal liegt derzeit bei etwa 600 € pro Monat. Die Arbeitslosigkeit ist nach wie vor hoch, und gegen die Arbeitslosigkeit – besonders bei jungen Menschen – sind in Portugal bislang keine probaten Mittel gefunden worden.
Vor diesem Hintergrund empfinde ich diese Veranstaltung des sehr abgeschlossenen Hotel Vila Vita Parc als nicht angemessen, als fragwürdig und als sehr zweifelhaftes Vergnügen.
Zum Glück…
Zum Glück ist diese Veranstaltung bislang nur ein Ausreißer und Einzelfall.
Und selbstverständlich werden wir schon in den nächsten Tagen wieder sehr viel Positives zu berichten wissen.
Bis dahin,
herzlich Ihr
Alexander Kroll
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Ich verstehe die Aufregung nicht.
Das kann doch nur gut für die Algarve sein, wenn Leute mit (viel) Geld kommen und es dort ausgeben.
Mir wärs das auch nicht wert, aber wenn man sich mal Preise für Silvesterveranstaltungen z.B. im Sheraton ansieht.… Da gibt's keinen Unterschied.
Olá
und besten Dank für Ihren Kommentar.
Leider ist es gerade nicht so, dass die Algarve oder die Algarvios von diesen Summen profitieren. Die Eigentümer und Betreiber sind nicht Portugiesen und nutzen derartige Veranstaltungen dafür, Geld zu verdienen, dass sie dann wieder ins Ausland bringen.
Schade. Und schade auch, dass dieser Zusammenhang bei Sheraton genau so ist.
Viele Grüße
Alex
Das sehe ich anders.Auch in der Vila Joya sind portugiesische Angestellte, die bezahlt werden wollen, und das auch im Winter.
Die Küche kauft sicher nicht in Deutschland ein,sondern in Portugal.
Die Autos haben portugiesische Kennzeichen…
Und wieso/seit wann sollte man Vorbehalte gegen ausländische Investoren haben, die natürlich in P.Geld verdienen wollen.Auch dazu gehört Mut.
Arbeiten Sie ohne Geld verdienen zu wollen?
Ich verdiene mein Geld in D, und gebe es gern in P. aus.
Und wenn es etwas besonderes zu feiern gibt, gehe ich auch mal gern in die Vila Joya essen, und genieße den tollen Service und den unvergleichlichen Blick von der Terrasse.Auch wenn es ziemlich teuer ist.
MFG Dieter
Hallo Dieter,
besten Dank für Ihren Werbebeitrag für Vila Joya – aber um dieses Hotel ging es im ganzen Beitrag gar nicht.
Und auch sonst sind Sie einigen Fehlinformationen aufgesessen:
ein gehöriger Teil der Mitarbeiter der beworbenen Häuser werden im Winter von diesen Unternehmen "freigesetzt".
Und selbstverständlich werden auch die Investitionen "steuerlich abgesetzt".
Nein, Wohltäter sind diese Häuser für Portugal, die Algarve und die Mitarbeiter nicht. Leider.
Für weitere Diskussionsbeiträge steht Ihnen unsere – übrigens ganz und gar ehrenamtlich arbeitende – Redaktion per E‑Mail zur Verfügung.
Beste Grüße
Alexander
Das deutliche statement von Alex begrüße ich aus ganzem Herzen.
Die Algarve dient hier nur als Kulisse und der ganze Event ist eine Provaktion für die dort lebende Normalbevölkerung.
LG
Wolfgang
Sehr herzlichen Dank, lieber Wolfgang!
Ich weiß Deine offenen und ehrlichen Worte sehr zu schätzen!
Herzlich
Alex
hallo alex! 🙂
diese veranstaltung würde irgendwie auch gar nicht auf euren blog passen!
deine klaren worte dazu schon. danke dafür.
eine gute zeit wünscht dir kerstin!
bis bald
Liebe Kerstin,
sehr herzlichen Dank für Deinen Kommentar und die guten Wünsche, die dazu beigetragen haben, dass der Aufenthalt an der Algarve wunderbar war! 😀
Sehr herzlich
Alex
😀