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Por­tu­gal: Tou­ris­mus wächst zwei­stel­lig, aber Men­schen in Sor­ge um Einkommen

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Wie gut geht es der Algar­ve? Her­vor­ra­gend, sagt Vitor Neto, Prä­si­dent des Unter­neh­mer­ver­bands NERA. In einer Stel­lung­nah­me ver­weist er dar­auf, dass die posi­ti­ven Signa­le der bei­den Vor­jah­re durch die Tou­ris­mus­ent­wick­lung 2016 bestä­tigt wor­den sei­en. Das sieht die Welt-Tou­ris­mus­or­ga­ni­sa­ti­on sogar für ganz Por­tu­gal so. Und wie steht es um das Wohl­erge­hen der Por­tu­gie­sen ins­ge­samt? Eine jüns­te Stu­die des Sta­tis­tik­amts INE zeigt: Vie­le machen sich Sor­gen um Arbeit und Ein­kom­men. Wirt­schafts­mi­nis­ter Cabral gibt sich indes­sen opti­mis­tisch und lobt deut­sche Investoren.

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Prä­si­dent Vitor Neto, Chef des Ver­bands der Algarve-Unternehmer

Zurück zur Algar­ve-Wirt­schaft: Bis zum Jah­res­en­de rech­net Neto mit 14 Mil­lio­nen Über­nach­tun­gen von aus­län­di­schen Algar­ve-Gäs­ten, das wären 1,5 Mil­lio­nen mehr als 2015. Den Inlands­tou­ris­mus mit ein­rech­nend, pro­gnos­ti­ziert der NERA-Prä­si­dent ins­ge­samt 18 Mil­lio­nen Über­nach­tun­gen in den Beher­ber­gungs­be­trie­ben an Por­tu­gals Südküste.

Der Flug­ha­fen Faro wird nach die­ser Vor­her­sa­ge auf eine Mil­li­on mehr abflie­gen­de und ankom­men­de Flug­gäs­te kom­men als im Vor­jahr. Kürz­lich konn­te bereits der sie­ben­mil­li­ons­te Pas­sa­gier gefei­ert wer­den. Auch bei den ande­ren Indi­ka­to­ren wie durch­schnitt­li­che Auf­ent­halts­dau­er und Ertrag pro Zim­mer sieht der obers­te Inter­es­sen­ver­tre­ter der Algar­ve-Unter­neh­mer die Anzei­chen für eine nach­hal­tig posi­ti­ve Ent­wick­lung bestätigt.

 

Tür­kei, Frank­reich, Bel­gi­en: Schwa­che Zah­len in Län­dern mit Sicherheitsvorfällen

 

unwto-logoUnter­des­sen bestä­tig­te die Welt-Tou­ris­mus­or­ga­ni­sa­ti­on UNWTO für die Mona­te Janu­ar bis Sep­tem­ber 2016 zwei­stel­li­ge Zuwachs­ra­ten bei den Über­nach­tun­gen aus­län­di­scher Gäs­te nicht nur für Por­tu­gal, son­dern auch für Spa­ni­en, Irland und Ungarn. „Schwa­che Ergeb­nis­se“ hät­ten dem­ge­gen­über die euro­päi­schen Desti­na­tio­nen Tür­kei, Frank­reich und Bel­gi­en gemel­det, so die Orga­ni­sa­ti­on in ihrem jüngs­ten Tou­ris­mus-Baro­me­ter. Im Berichts­zeit­raum habe ganz Euro­pa ein Wachs­tum von zwei Pro­zent bei den inter­na­tio­na­len Ankünf­ten ver­zeich­net. Welt­weit waren es vier Prozent.

 

Por­tu­gals Tou­ris­mus-Ein­nah­men stam­men rund zur Hälf­te aus der Algarve

 

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Hand­tuch-Para­de an einer "Beton­burg" der Algar­ve. Foto: Hans-Joa­chim Allgaier

Mit Blick auf die im Okto­ber ver­öf­fent­lich­ten Ertrags­zah­len Por­tu­gals für die Mona­te Janu­ar bis August 2016 spricht der NERA-Chef davon, dass der Tou­ris­mus sei­ne Posi­ti­on als wich­tigs­ter Sek­tor für den Export von por­tu­gie­si­schen Waren und Dienst­leis­tun­gen gefes­tigt habe. Neto rech­net mit einem Umsatz­wachs­tum von gut neun Pro­zent bzw. einer Mil­li­ar­de auf 12,5 Mil­li­ar­den Euro in ganz Por­tu­gal. Damit errei­che der Tou­ris­mus einen bemer­kens­wer­ten Anteil von 17 Pro­zent aller por­tu­gie­si­schen Ausfuhren.

Allein auf die Algar­ve ent­fal­le fast die Hälf­te aller Ein­nah­men Por­tu­gals aus dem Tou­ris­mus. Der Ver­bands-Chef weist aber gleich­zei­tig dar­auf hin, dass der Tou­ris­mus nicht der allei­ni­ge Wirt­schafts­fak­tor der Algar­ve sei: „Die Wirt­schaft der Algar­ve ist in der Tat ein Gan­zes, in dem jeder Sek­tor Kraft dar­aus zieht, Teil eines inte­grier­ten und kom­ple­men­tä­ren Han­delns zu sein“.

Por­tu­gie­sen mit gutem Lebens­ge­fühl, aber Sor­ge um Arbeit und Einkommen

 

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So unter­schied­lich hat sich die por­tu­gie­si­sche Zufrie­den­heit mit den wirt­schaft­li­chen Bedin­gun­gen (blau), der Lebens­qua­li­tät (rot) und dem all­ge­mei­nen Wohl­erge­hen (schwarz) seit 2004 ent­wi­ckelt. Quel­le: INE

Am sel­ben Tag, als sich Neto zum Zustand der Algar­ve-Wirt­schaft äußer­te, ver­öf­fent­lich­te die Lis­sa­boner Sta­tis­tik-Behör­de INE neus­te Indi­ces zum Wohl­be­fin­den der Por­tu­gie­sen. Danach hat sich die Zufrie­den­heit mit den wirt­schaft­li­chen Lebens­be­din­gun­gen in Por­tu­gal nach dem Tief­punkt 2013 nur wie­der leicht erhöht – bis 2015 auf knapp 90 Pro­zent des Werts von 2004, so die vor­läu­fi­gen Anga­ben. Bei gut 130 Pro­zent liegt hin­ge­gen die Zufrie­den­heit mit der Lebens­qua­li­tät in Por­tu­gal. Der glo­ba­le „Well-Being Index“ (WBI) ran­giert ein Stück dahin­ter – bei 118,4 Prozent.

Ins­ge­samt wer­den laut INE zehn Berei­che für die Bestim­mung des glo­ba­len Wohl­ge­fühls-Inde­xes abge­fragt. Bil­dung, Umwelt sowie Bür­ger­be­tei­li­gung und Regie­rungs­füh­rung sei­en im Berichts­zeit­raum unter den am bes­ten bewer­te­ten Aspek­te gewe­sen. Arbeit, Ein­kom­mens­ent­wick­lung und wirt­schaft­li­che Ver­wund­bar­keit gehör­ten hin­ge­gen zu den am nega­tivs­ten beur­teil­ten Faktoren.

 

Seit 2013 ent­wi­ckeln sich alle Indi­ces (wie­der) positiv

 

Wie die INE-Sta­tis­tik zeigt, ken­nen die Zufrie­den­heit mit dem all­ge­mei­nen Wohl­erge­hen und mit der Lebens­qua­li­tät seit 2004 nur eine Ent­wick­lungs­rich­tung – nach oben. Hin­ge­gen ver­schlech­ter­te sich die Ein­schät­zung der wirt­schaft­li­chen Lebens­be­din­gun­gen von 2004 bis zu den Finanz­kri­sen-Jah­ren 2008 und 2009 leicht nach unten. Es folg­te ein rapi­der Abfall auf rund 85 Pro­zent des Aus­gangs­wert bis zum Jahr 2013. Seit­dem geht es bei die­sem Index wie­der etwas bergauf.

Opti­mis­tisch gibt sich auch der por­tu­gie­si­sche Wirt­schafts­mi­nis­ter Manu­el Cald­ei­ra Cabral. In einem Inter­view mit Han­dels­blatt-Kor­re­spon­den­tin San­dra Lou­ven wider­sprach er jetzt ener­gisch der Auf­fas­sung des deut­schen Finanz­mi­nis­ters Wol­fang Schäub­le. Die­ser hat­te im Okto­ber die Abkehr der lin­ken por­tu­gie­si­schen Regie­rung von der stren­gen Spar­po­li­tik bei der Bewäl­ti­gung der Schul­den­kri­se kritisiert.

 

Por­tu­gals Wirt­schafts­mi­nis­ter kri­ti­siert Schäub­le und lobt deut­sche Unternehmen

 

„Das ist weit weg von der Wahr­heit“, erklär­te Cabral. Por­tu­gal habe sei­ne Staats­fi­nan­zen ver­bes­sert und die Ban­ken kapi­ta­li­siert. Die Wirt­schaft wach­se und Lis­sa­bon unter­stüt­ze das mit wei­te­ren Struk­tur-Refor­men. Die por­tu­gie­si­schen Fun­da­men­tal­da­ten sei­en im welt­wei­ten Ver­gleich so gut, dass Por­tu­gal in den kom­men­den Jah­ren ein bes­se­res Rating erhoffe.

Die Zusam­men­ar­beit Por­tu­gals mit deut­schen Unter­neh­men bezeich­ne­te der por­tu­gie­si­sche Wirt­schafts­mi­nis­ter als „sehr, sehr gut“. Sie hät­ten 2016 viel in Por­tu­gal inves­tiert und spiel­ten eine wich­ti­ge Rol­le bei der Ver­bes­se­rung der Export­struk­tur des Lan­des. Cabral wört­lich: „Wir expor­tie­ren heu­te nicht Tex­ti­li­en und Klei­dung, son­dern Autos, Maschi­nen, Che­mie- und Phar­maer­zeug­nis­se“. Deut­sche Unter­neh­men inves­tier­ten neben fran­zö­si­schen am meis­ten in Por­tu­gal, so Cabral.

Hans-Joachim Allgaier
Anzei­ge

Hans-Joachim Allgaier

Deutscher Journalist mit Know-how in Public Relations/Marketing/Corporate Communications - Portugal-/Algarve-/Alentejo-Liebhaber

0 Gedanken zu „Por­tu­gal: Tou­ris­mus wächst zwei­stel­lig, aber Men­schen in Sor­ge um Einkommen

  • Manu­fo­cus ist seit 1987 regel­mä­ßig an der Algar­ve und wir machen uns gro­ße Sor­gen um die Umwelt und auch dar­um, ob das erwirt­schaf­te­te Geld auch wirk­lich bei den Men­schen ankommt, die es erar­bei­tet haben. Manch­mal erwirkt es den Ein­druck, dass aus­län­di­sche Inves­to­ren ohne jede Rück­sicht Pro­fit machen wol­len und mehr nicht. Lie­be Poli­ti­ker von der unte­ren bis zur obe­ren Ebe­ne, erkennt doch ein­mal end­lich, dass "man Geld nicht essen kann". Bit­te schützt die­ses wun­der­ba­re Land und ihre Men­schen und för­dert den sanf­ten Tourismus…

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