Algarve-Boom treibt die Hotelpreise
Die Nachfrage nach Urlaub an der Algarve nimmt Jahr für Jahr weiter zu. Also steigen auch die Hotelpreise. Ob die Entwicklung in vernünftigem Rahmen verläuft oder saftige Erhöhungen bereits Touristen – etwa aus Großbritannien – abschrecken, haben wir mit zwei Experten eröftert: Desidério Silva, Präsident des Tourismusverbands Região de Turismo do Algarve (RTA), und Elidérico Viegas, Präsident des Verbands der Algarve-Hoteliers AHETA.
Was sind Ihre eigenen Erfahrungen mit der Entwicklung der Hotelpreise an Portugals Südküste, liebe Leser? Senden Sie uns Ihre persönlichen Eindrücke und konkrete Preisvergleiche gern an die Redaktion über unser Kontaktformular.
Die Zahlen, die das Internet-Buchungsportal trivago.pt für die beiden zurückliegenden Hochsommermonate August und September vorlegt, erschrecken auf den ersten Blick. Zwischen 8 und 38 Prozent teurer war demnach im Durchschnitt ein Doppelzimmer in einem Hotel der Algarve-Städte Albufeira, Faro, Lagos und Portimão – verglichen mit den Vorjahresmonaten.
Inhaltsverzeichnis
Hotelpreise an der Algarve: Hoch-Sommer
Durchschnittspreise für ein Doppelzimmer laut Buchungsportal Trivago, Vorjahreswert in Klammern
Ort | August 2017 | September 2017 |
Albufeira | 230 Euro (210) | 148 Euro (137) |
Faro | 148 Euro (107) | 111 Euro (81) |
Lagos | 195 Euro (176) | 137 Euro (112) |
Portimão | 168 Euro (149) | 111 Euro (89) |
AHETA-Präsident Viegas relativiert jedoch den Eindruck einer Preiserhöhung auf breiter Front: "Das Portal gibgt doch nur die Werte jener Hotels wieder, mit denen es zusammenarbeitet. Das sind nicht alle". Der Interessensvertreter vermutet, dass die Buchungsplattform auch Aufenthalte in privaten Ferien-Villen und ‑Appartements vermittelt. "Dort ist die Preispolitik ganz anders und nicht kontrollierbar", ergänzt Viegas.
Hotelpreise laut Verband um 3,5 Prozent gestiegen
Laut AHETA gingen in diesem Jahr die Hotelpreise bislang um 3,5 Prozent nach oben. Präsident Viegas nennt das einen "Prozess der Erholung" nach dem Einbruch der Hotelpreise infolge der Finanzkrise ab 2008. "Auf der Grundlage der uns vorliegenden Zahlen betrachten wir diese Entwicklung als normal und vernünftig", so der Interessensvertreter aus Loule.
RTA-Präsident Silva bestätigt, dass es an der Algarve eine "Preisanpassung wie in den meissten vergleichbaren Tourismus-Destinationen" gegeben hat. Es handele sich um eine marktwirtschaftliche Reaktion auf das Verhältnis von Nachfrage und Angebot – "genau wie in den Krisenjahren nach 2008, als die Hotelpreise sanken". Es sei sehr wichtig, dass die Qualität der gebotenen Dienstleistung weiterhin mit den Erwartungen der Kunden übereinstimme, betont Silva.
Könnten übertriebene Erhöhungen der Hotelpreise Touristen von der Algarve fernhalten? "Unsere Hoteliers sind sich des Risikos von jährlich zu stark steigenden Preisen bewusst. Deshalb verfolgen sie eine ausbalancierte Preispolitik", versichert AHETA-Präsident Viegas. Gefragt, ob der deutliche Rückgang an Übernachtungen britischer Urlauber in den Monaten Juli und August mit der Entwicklung der Hotelpreise zusammenhängen könne, antwortet Viegas ausweichend: "Gewiss ist die Abwertung des britischen Pfunds gegenüber dem Euro um 15 Prozent seit der Ankündigung des Brexits einer der Hauptgründe".
Wie reagieren Briten auf Hotelpreise und Monarch-Pleite?
RTA-Präsident Silva verweist auf den erstaunlichen Umstand, dass im Juli und August sogar über zehn Prozent mehr britische Fluggäste auf dem Algarve-Flughafen von Faro gezählt worden seien. "Wir dürfen nicht vergessen, dass es in Portugal auch Phänomene wie die 'Alojamento local' genannten privaten Unterkünfte gibt", erläutert der Verbandsrepräsentant. Die meisten davon würden in der Statistik nicht berücksichtigt. Diese Tatsache könne bei der Erklärung solcher Veränderungen wie des Rückgangs an britischen Hotelgästen helfen. "Es ist wichtig herauszufinden, wo sie nun bleiben", ergänzt Silva auf die britischen Algarve-Touristen gemünzt. Man werde weiter daran arbeiten, das Niveau der Nachfrage aus diesem wichtigen Markt zu erhalten.
Doch das wird nun nach der Pleite der britischen Fluggesellschaft Monarch schwieriger. Laut Carlos Gonçalves Luís, Präsident der Promotionagentur Associação Turismo do Algarve (ATA), ist mit "erheblichen finanziellen Auswirkungen" auf die Algarve zu rechnen. Nach seinen Worten war Monarch für die Region einer der wichtigsten Carrier für die Nebensaison. Tausende von Reservierungen hingen nun in der Luft. Hoteliers und Lieferanten müssen nach Luis' Ansicht mit finanziellen Einbußen kalkulieren. AHETA-Präsident Viegas hält das Ausbleiben von 36 Millionen Euro für möglich (wir berichteten). RTA-Präsident Silva äußert sich weniger skeptisch zum Ausfall der Monarch-Flugverbindungen. Gegenüber dem Online-Tourismusportal PressTUR sagte er, wer sich für einen Algarve-Urlaub entschieden habe, könne ja eine der anderen Fluggesellschaften wählen. Das werde die Auswirkungen des Ausfalls von Monarch "minimieren", so Silva. Im ersten Halbjahr 2017 hatte Monarch für 1.650 Flüge von und nach Faro gesorgt. Rund 272.000 Passagiere wurden befördert.
Hotelpreise und Nachfrage sorgen für hohes Ertragsplus
Der Blick auf die September-Zahlen stimmte die Algarve-Hoteliers soeben wieder recht optimistisch. So lag die durchschnittliche Gesamtauslastung bei gut 89 Prozent und damit um knapp zwei Prozent höher als im Vorjahr. Am stärksten trugen Übernachtungen deutscher Urlauber zum Wachstum bei (fast 18 Prozent). Erneut waren der britische (minus 2,3 Prozent) und auch der portugiesische Markt (minus 7,6 Prozent) diejenigen Bereiche, welche die stärksten Rückgange zu verzeichnen hatten. Das Umsatzvolumen stieg im Laufe des Septembers um gut sieben Prozent und von Januar bis September zusammengerechnet um fast neun Prozent.
Und was prognostizieren die Experten für das gesamte Tourismusjahr 2017? "Bis zum Jahresende erwarten wir zusätzlich zu dem bereits erzielten Verkaufsplus von neun Prozent noch ein Wachstum von sechs Prozent", freut sich Hotelierverbandspräsident Viegas. RTA-Präsident Silva sieht ein "kontinuierliches, nachhaltiges Wachstum aller Haupt-Indikatoren" voraus: "Wir gehen optimistisch in die nähere Zukunft". Viegas lässt sich sogar zu einer konkreten Prognose verleiten: "Wir haben Gründe anzunehmen, dass der Algarve-Tourismus in den nächsten drei bis vier Jahren weiterhin jeweils um zwei bis drei Prozent pro Jahr zunimmt".
Über die Entwicklung der Hotelpreise an der Algarve haben wir in diesem Jahr auch schon hier berichtet.
Im vergangenen Jahr beleuchteten wir die Entwicklung in diesem Beitrag.
Guten Tag Herr Allgaier
Die Entwicklung der Hotelpreise ist das geringere Problem. Diese haben auch bei den Gaesten eine natuerliche Obergrenze.
Problematischer sehen wir die Entwicklung im Bereich Alojamento Local. Hier sollte der Staat in der Form eingreifen, dass es pro Einwohnerzahl eine maximale Bettenvermietung ueber AL geben sollte. Ansonsten werden die Einheimischen und Normalverdiener bald keine Unterkuenfte mehr anmieten koennen. In Teilen der Algarve ist das schon jetzt der Fall. Der Reiz in drei Monaten fuer das ganze Jahr zu verdienen ueberwiegt, das ist aus Sicht der Vermieter ganz natuerlich.
Die Entwicklung in Staedten wie Barcelona oder Lissabon sollte uns zu denken geben.
Die Algarve soll die Kueste der Algarvios bleiben.
Ralf Scheer
Wir beobachten die Hotelpreise regelmäßig – einfach deswegen, weil darüber offizielle statistische Zahlen – etwa von INE und AHETA – vorliegen. Wir werden uns aber demnächst auch einmal dem Thema AL widmen, allerdings aus einer etwas anderen Perspektive