Frankfurt-Main – Faro ab März 2017 täglich mit Ryanair
Die Algarve profitiert vom sich verschärfenden Wettbewerb zwischen etablierten Linienfluggesellschaften und Billigfliegern. Soeben kündigte der größte europäische Low Cost Carrier Ryanair an, erstmals auch Flüge vom Drehkreuz Frankfurt/Main, dem teuersten und größten Flughafen Deutschlands, aus anzubieten. Das kommt dem Portugal- und Spanien-Verkehr zugute. Denn ab März 2017 sollen laut Ankündigung der Iren Faro, Palma de Mallorca, Alicante und Malaga täglich einmal von der Main-Metropole aus angeflogen werden. Geplante Startzeit für den Faro-Flug von Frankfurt aus: 15 Uhr. Die Abflugzeiten für die spanischen Ziele: Malage 7:10 Uhr, Alicante 15:50 Uhr, Palma de Mallora 6:55 Uhr. Ryanair fliegt alle vier Ziele bislang auch vom Hunsrück-Flughafen Hahn in Lautzenhausen aus an.
Ryanair investiert für die dazu notwendige Stationierung von zwei Flugzeugen des Typs Boeing 737–800 nach eigenen Angaben 200 Millionen US-Dollar. Laut Medienberichten sollen die Iren dafür einen Sonderrabatt der Fraport AG bekommen haben. Die Flughafengesellschaft öffnet sich damit dem boomenden Marktsegment der Billigflüge, um möglichst keine Passagiere zu verlieren. Ryanair soll auch eine Drehzeit zwischen Flugzeug-Landung und nächstem Start in Frankfurt von maximal 35 Minuten zugesagt worden sein.
Sonderrabatte und kurze Drehzeiten versprochen
Bisher hatten Ryanair und andere Billigflieger den Airport mit dem Kürzel FRA einerseits wegen der relativ hohen Gebühren, andererseits aber wegen vergleichsweise langer Drehzeiten gemieden. Möglich macht die Sonderrabatte eine neue Gebührenordnung, die Fraport zum Januar 2017 einführt. Nachlässe von rund 20 Prozent über zwei bis vier Jahre können laut Branchenkennern dann zum Beispiel Airlines erhalten, die neue Strecken in Europa eröffnen, ein technisch neues Verfahren einsetzen oder mit besonders leisem Gerät fliegen.
Klar ist: Fraport und Ryanair wollen beide wachsen. Denn die Zahl der Flugbewegungen in Frankfurt stagniert seit einiger Zeit. Auch die Zahl der Flugverbindungen des Hauptkunden Lufthansa bleibt ziemlich stabil. Ryanair ist derzeit mit rund 350 Flugzeugen unterwegs. Aber mehr als 200 weitere sind bestellt und müssen beschäftigt werden. Zwei Maschinen sollen nun am Weltflughafen Frankfurt mit seinen vielen Umsteige-Passagieren positioniert werden. Ryanair rechnet mit jährlich rund 400.000 Kunden, die von Frankfurt aus mit Maschinen des Billigfliegers in den Urlaub reisen werden. Das muss die Kranichlinie als einen Stich in ihr Herz empfinden…
Kampfansage an etablierte Carrier
Durchaus vorstellbar sei eine Aufstockung auf acht Flugzeuge in einem Jahr, sagen Luftfahrtexperten und nennen das Ganze eine "glasklare Kampfansage". Auch von einem "wettbewerbsverzerrenden Subventionierungsmodell" ist zu hören, welche der Fraport-Hauptkunde Lufthansa – 60 Prozent der Frankfurter Passagiere starten und landen mit der Kranich-Airline – oder auch die Fluggesellschaft Condor wegen des neuen Gebührensystems beklagen. Für Gesprächsstoff in der mit engen Margen kämpfenden und sehr konjunkturabhängigen Branche sowie in der Politik ist also gesorgt. Die vom hessischen Landesminister Tarik al Wazir vorzunehmende Genehmigung wirkt nun plötzlich brisant. Auch das Verhältnis Hessens zum Nachbarland Rheinland-Pfalz, wo Ryanair von Hahn aus operiert, ist tangiert.
Lufthansa-Vorstandsvorsitender Carsten Spohr verlangte unterdessen sofort die gleichen Rabatte für LH, wie sie Fraport Ryanair gewähre. Seine Gesellschaft könne auf diese Weise jährlich bis zu 300 Millionen Euro sparen. Spohr bezweifelte, dass die hessische Landesregierung als Aufsichtsbehörde unterschiedliche Gebühren in Frankfurt Rhein-Main Airport genehmigen werde. Andernfalls spiele Lufthansa mit dem Gedanken, seine eigene Billigfluglinie Eurowings in Frankfurt/Main an den Start zu bringen, um Ryanair am Lufthansa-Drehkreuz etwas entgegensetzen zu können. Experten sprechen mittlerweile davon, dass das Entgegenkommen der Fraport AG Ryanair gegenüber das Verhältnis zur Lufthansa deutlich eintrügen werde.
Angeblich keine negativen Auswirkungen auf Ryanair-Basis Hahn
Welche Auswirkungen die Entscheidung des irischen Anbieters auf seine bisherige Deutschland-Basis im rheinland-pfälzischen Hunsrück-Dorf Lautzenhausen ("Frankfurt-Hahn") haben wird, dazu gibt es noch keine eindeutigen Stellungnahmen von höchster Stelle. Man fragt sich, ob der Hahn nun "gerupft" wird.
Der Wert des Flughafens Hahn bemesse sich nicht daran, welche Flüge von der Main-Metropole aus angeboten würden, gab sich eine Sprecherin gegenüber der Landesrundfunkanstalt SWR gelassen. Ryanair habe in persönlichen Gesprächen bestätigt, an beiden Standorten aktiv bleiben zu wollen, so Hanna Koch. Ryanair-Sprecher David O'Brian äußerte sich auf der Pressekonferenz in Frankfurt ähnlich: Man gehe davon aus, dass der Hunsrück-Airport nicht unter der Frankfurt-Entscheidung leiden werde. Er verwies darauf, dass Rynanair in Mailand und Brüssel auch jeweils von zwei Flughäfen in direkter Nähe zueinander abfliege – wie es heißt, ohne Nachteile.
Für den laufenden Prozess des Verkaufs der Flughafens Hahn sehen Branchenkenner allerdings keine guten Aussichten. Der Konkurrenzdruck werde durch die Ryanair-Entscheidung wachsen. Erst kürzlich hatte die Hahn-Betreibergesellschaft mit Ryanair einen längerfristigen Vertrag mit günstigen Bedingungen für die Billigfluglinie unterzeichnet. Experten sehen in dem wachsenden Konkurrenzdruck für den Hahn keine guten Nachrichten.
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